Stoffentwicklung und Filmdramaturgie

Kategorie: Drehbuch (Seite 2 von 2)

VeDRA: Wendepunkt 37

Pünktlich zur Berlinale, die gestern zu Ende ging, ist der neue Wendepunkt erschienen, die Zeitschrift von VeDRA, dem Verband für Film- und Fernsehdramaturgie.

  • Über das ThemaVirtual Reality – Erzählen in 360°“, die Dramaturgie in virtuellen Welten, berichten Roman Klink (VeDRA) mit einer Analyse der HBO-Serie „Westworld“ und Prof. Egbert van Wyngaarden (VeDRA).
  • Roland Zag (VeDRA), der sich gerade von der Heldenreise als dramaturgischem Prinzip verabschiedet hatte, stellt seinen neuen Ansatz vor: Dramaturgie der Systeme – Das neue Erzählen des Kollektiven.
  • Berichte von der FilmStoffEntwicklung 2016 für die Daheimgebliebenen
  • Jonas Ulrich (VeDRA) beschäftigt sich mit „Fiktionales Erzählen auf You Tube“ und erklärt, warum mit YouTube-Serien nicht viel Geld zu machen ist.
  • „Children of Tendu“. Dr. Markus Hedrich (VeDRA) schreibt über den berühmten Podcast von zwei amerikanischen Drehbuchautoren, die regelmäßig aus der Welt der TV- Serie und ihren Erfahrungen aus dem Writer‘s Room berichten.

Hier könnt Ihr die aktuelle Ausgabe herunterladen: http://www.dramaturgenverband.org/sites/default/files/news/wendepunkt/vedranl37.pdf

Die Kostümbildnerin Ingrid Zoré: Es muss stimmen

Auch wenn der Titel es anders vermuten lässt, nein, es geht nicht um eine Musikerin in diesem Buch, sondern um eine der berühmtesten Kostümbildnerinnen der Nachkriegszeit. Birgid Hanke hat ihr ein Buch gewidmet und umfassend zusammengetragen, was das Leben und Werk von Ingrid Zoré ausmacht.

In Zusammenarbeit mit der Bremer Firma Medienhaven http://www.medienhaven.de und von Studierenden der Kunstschule Wandsbek http://www.kunstschule-wandsbek.de/arbeitsproben/es-muss-stimmen gestaltet entstand ein eigenständiges Kunstwerk. Dreißig hochwertige Drucke selbst gezeichneter Figurinen, Kostümentwürfe und Fotos, der von Ingrid Zoré entworfenen Kostümbilder, sind in einem Multiple versammelt. Die schmalere Broschüre ist ebenfalls aufwendig und ansprechend mit Fotos und verschiedenen Kostümentwürfen illustriert. Auf einer Zeitleiste am Ende jeder Seite findet man chronologisch geordnet alle Filme, an denen Zoré als Kostümbildnerin mitgearbeitet hat, und man erhält auf diese Art gleich noch einen Überblick über die Filmgeschichte der letzten sechzig Jahre in Nachkriegsdeutschland.

Ingrid Zoré , am 7. Mai 1936 geboren, macht nach dem Abitur eine Schneiderlehre und besucht anschließend die Meisterschule für Kunsthandwerk, die der Hochschule für bildende Künste angegliedert war. Mit dem Nähen von Kleidern finanziert sie sich das Studium selbst. Sie studiert Mode und Bühnenbild mit dem Schwerpunkt Kostümkunde, denn es gibt noch keinen Studiengang Kostümbild.  Nach ihrem Abschluss 1960 wird sie Assistentin von Charlotte Flemming, eine der bekanntesten Kostümbildnerinnen dieser Zeit. Sie findet schnell einen Zugang in die Filmbranche und lernt alles Notwendige wie Drehbücher zu lesen und Kostümauszüge zu machen. Kurz darauf wird sie für eigene Filme gebucht. Innerhalb weniger Jahre wird sie durch ihre hervorragende Arbeit bekannt und von bedeutenden deutschen und internationalen Regisseuren engagiert, immer öfter auch fürs Fernsehen. Ihr Sohn Nicolaus, der 1967 zur Welt kommt, wird durch eine Hirnschädigung während der Geburt lebenslänglich behindert. Ihre Ehe mit dem dem Vater ihres Sohnes zerbricht daran. Das bedeutet, Ingrid Zoré muss als alleinerziehende Mutter mit einem behinderten Kind unablässig arbeiten, um den Lebensunterhalt für sich und das Kind zu verdienen.

Birgid Hanke begleitet Ingrid Zorés Karriere chronologisch durch die Jahrzehnte. Sie beschreibt zu allen wichtigen Filmen die Kostüme (z.B. Lieselotte Pulver und Heinz Rühmann in „Hokuspokus“, 1966). Sie sammelt Anekdoten zu Pannen und Erfolgen (z.B. Ingrid Zorés Begegnung mit Heinz Erhardt „Willi ist der Beste“, 1971 oder ihre Arbeit für den letzten Film mit Romy Schneider: „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“, 1982) und interviewt verschiedene Schauspieler zu ihren Erfahrungen mit Ingrid Zoré (z.B. Veronica Ferres oder Sylvester Groth). Manche Filme sind einigen sicher aus ihrer Kindheit bekannt, zum Beispiel dreht sie mit dem Regisseur Kurt Hofmann zwei Adaptionen von Eric Malpass: „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ (1968) und „Wenn süß das Mondlicht über den Hügeln steht“ (1969).

In den letzten Jahren macht sie das Kostümbild für drei große Fernsehzweiteiler: „Der Verleger“ (2001), „Das Wunder von Lengede“ (2003), und „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ (2007). Nach 140 Filmprojekten und 84 Fernsehproduktionen beendet sie 2008 ihre Karriere als Kostümbildnerin. Sie gibt stattdessen Workshops z.B. in der Internationalen Filmschule in Köln und dem Berliner Institut  für Schauspiel, Film und Fernsehberufe und engagiert sich in der Vereinigung der Berufsverbände für Film und Fernsehen, „Die Filmschaffenden e.V.“.

In diesen ganzen Jahren arbeitet sie mit weltbekannten Regisseuren wie Volker Schlöndorf oder Andrzej Wajda, aber ist genauso gern und gut verantwortliche Kostümbildnerin für die Fernsehserie „Drei Damen von Grill“ (1977- 1991). Die Bandbreite ihrer Arbeit zeugt sowohl von der Tatsache, dass sie für sich und ihren Sohn Geld verdienen musste, wie von ihrem pragmatischen Ansatz: „Wenn ich einen Vertrag abgeschlossen und ein Drehbuch in der Hand hatte, galt für mich nur noch eines: Wie ziehe ich die Schauspieler richtig an?“

Besonders spannend wird es, wenn es um die Arbeitsweise der Kostümbildnerin geht.  Sie arbeitet mit Aquarellen und Bleistiftskizzen, entwirft Figurinen für die Kostüme, die teilweise noch im Archiv der Künstlerin erhalten sind.  Worauf es bei ihrer Arbeit ankommt, beschreibt sie selbst so: „Die Schauspieler dürfen die Kostüme gar nicht spüren. Sie müssen sie tragen können, wie eine zweite Haut.“

Mit einer über die Jahre ausgefeilten Arbeitstechnik entwickelt Ingrid Zoré ihre eigene Handschrift. Solides Handwerk, eine knallharte Kalkulation, Übersicht, Disziplin, Logistik und ein hervorragendes Gedächtnis sind die Voraussetzungen für ihre Arbeit. Birgid Hanke betont aber auch die kreativen Fähigkeiten, die Zorés Arbeit so erfolgreich machen: ein Gefühl für Stimmungen, ein Sinn für Bilder, künstlerisches Gestaltungsvermögen und handwerkliche Bodenständigkeit. Eine faszinierende Frau in einem spannenden Beruf, eine Biographie, die „by the way“ viel über die deutsche Filmgeschichte erzählt und über die konkrete Arbeit am Set eines Films verrät, alles das macht das Buch lesenswert.

Birgid Hanke ist auf der Berlinale beim Empfang von „Die Filmschaffenden e.V.“, der Vereinigung der Berufsverbände für Film und Fernsehen, im Foyer der Landesvertretung Baden Württemberg in der Tiergartenstraße 15, 10765 Berlin, am Samstag, den 11. 2. 2017 anzutreffen. Dort kann man sich in aller Ruhe die Multiples und die Broschüre ansehen kann und natürlich käuflich erwerben.

Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von der Autorin zur Verfügung gestellt.

„Es muss stimmen. Die Kostümbildnerin Ingrid Zoré.“ Von Birgid Hanke. edition linie. ISBN 978-3-00-052167-6. Die vorgestellte Broschüre kostet 25 Euro, das Multiple kostet 150 €.

Schreibblockade?

Es kann jedem/jeder passieren und es passiert auch jedem/jeder: die Schreibblockade. Getreu dem Leitspruch: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ (Otto Julius Bierbaum) möchte ich Euch mein Lieblingsvideo zum Thema präsentieren:

Ivan Kander und Ben Watts haben Ausschnitte aus bekannten Filmen zusammengestellt, die eindrücklich den Verlauf einer solchen Schreibblockade zeigen. Viel Spaß dabei!

https://vimeo.com/165015837

Neue Drehbuchseminare in 2017

Pünktlich zum neuen Jahr 2017 gibt es zwei neue Drehbuchseminare, die ich in Zusammenarbeit mit dem Filmbüro Bremen anbiete.

Figuren entwickeln für Einsteiger und Fortgeschrittene

Jeder Film, ob Kurz- oder Langfilm, ob Kino – oder Fernsehfilm und jede Serie lebt von den lebendigen und glaubwürdigen Figuren, die im Mittelpunkt stehen. Mit ihnen gehen wir durch die Geschichte und sie bleiben in Erinnerung.
Wie entwickle ich glaubwürdige Figuren? Was ist ein Protagonist? Wozu brauche ich einen Antagonisten? In welchem Beziehungsnetz aus Verbündeten und Feinden agiert meine Hauptfigur? Welchen Konflikt hat meine Figur? Wie spricht meine Figur? Mit Hilfe von Übungen aus dem Kreativen Schreiben werden wir uns mit diesen Fragen beschäftigen, die neuen Erkenntnisse gleich in eigene Figurenentwürfe und Szenen umsetzen und die Texte gemeinsam lesen und diskutieren.

Aktuelle Termine jeweils montags von 19 – 21Uhr
6./13./20. und 27. Februar 2017
Ort: Filmbüro Bremen, Hinter der Holzpforte 1
Teilnahmegebühr 80€/ Filmbüro Mitglieder 70€
Die Anmeldung erfolgt über Saskia Wegelein: wegelein@filmbuero-bremen.de

 

workshop: stoffentwicklung für autoren

Einen Tag lang besprechen wir in einer kleinen Gruppe Eure Stoffe. Egal, ob Pitch, Exposé, Treatment oder Drehbuch, egal, ob Dokumentarfilm, Kurzfilm oder Spielfilm, jedes Entwicklungsstadium Eures Stoffes und jedes Format ist willkommen. Eine Woche vor dem Termin bekomme ich die Stoffe und versende sie an die anderen Autoren, damit alle alle Texte gelesen haben.

Jeder Stoff wird vom Autor kurz vorgestellt, dann haben wir bis zu 90 Minuten Zeit, um den jeweiligen Stoff zu diskutieren: Thema, Figuren, Plot, Dialoge, Zielgruppe und vieles mehr. Nicht nur die leitende Dramaturgin, sondern auch die anderen Teilnehmer und Teilnehmerinnen bringen ihre Fragen und Anregungen ein, um die Stoffe weiterzuentwickeln.

Kosten: 80 Euro, für Filmbüromitglieder ermässigt.

Termine: Samstag, der 25.2. 2017 von 10 bis ca. 18 Uhr

Ort: Filmbüro Bremen, Hinter der Holzpforte 1

Die Anmeldung  erfolgt über das Filmbüro Bremen, Saskia Wegelein: wegelein@filmbuero-bremen.de.

 

 

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