Stoffentwicklung und Filmdramaturgie

Monat: März 2017

Love, Nina

Und schon wieder ein kleines Juwel im aktuellen Fernsehprogramm entdeckt! Am kommenden Freitag, den 24.3.2017, startet die Comedy-Serie „Love, Nina“ um 20.15 Uhr auf ONE.

Nick Hornby –  von mir sehr geschätzter Romanautor  (About a boy, Slam) und Drehbuchautor (Der große Trip- Wild,  Brooklyn) –  gibt seinen Einstand als Fernsehautor und hat die lebensfrohe, humorvolle Comedyserie nach dem autobiographischen Roman von Nina Stibbe geschrieben.

Nina (Faye Marsay) kommt neu nach London und beginnt ihren Job als Nanny. Sie soll die zwei chaotischen Jungs der alleinerziehenden Lektorin Georgia (Helena Bonham Carter) beaufsichtigen. Über ihren turbulenten Alltag in dieser Familie schreibt sie an ihre Schwester nach Leicestershire. Ihre Briefe begleiten uns als Voice Over durch die Serie und zeigen uns, wie Nina die Welt sieht.  Die Konfrontation der chaotischen, liebenswerten Nina mit den intellektuellen Freunden von Georgia erreichen ihre Höhepunkte in den Begegnungen mit dem berühmten Theaterautor Alan Bennett, der als Gast oft bei der Familie zu Mittag isst und Ninas Kochkünste nicht  wirklich zu schätzen weiß. Ihre unorthodoxen, eher antipädagogischen Erziehungsversuche mit den beiden Jungs bieten ebenfalls genug Potential für Konflikte. Und dann gibt es da noch den gutaussehenden jungen Mann, dem sie täglich bei ihren Einkäufen begegnet … Diese britische Serie bringt die ZuschauerInnen zum Lachen und Schmunzeln und die Folgen gehen viel zu schnell vorbei: was will man mehr?

Ich habe die Serie im Original gesehen, zu den deutschen Synchronstimmen kann ich leider nichts sagen, aber für alle, die Spaß haben, Serien im Original zu sehen, „Love, Nina“ ist bereits auf DVD erschienen. Viel Spaß!

 

Trapped – Gefangen in Island

Guckt eigentlich noch irgendjemand Fernsehen? Kein Mensch, oder? Doch ich! Manchmal. Und es gibt immer wieder Entdeckungen. An diesen möchte ich Euch gerne teilhaben lassen und werde in lockerer Folge von meinen Fernsehhighlights berichten.

Heute : Trapped – Gefangen in Island. Eine isländische Krimiserie im ZDF, am Sonntag um 22 Uhr. Serienfans kennen diesen Sendeplatz, hier lief schon die dänische Serie „Die Brücke“ oder die britische Serie „Broadchurch“.  Aber – und das ist noch wichtiger, alle Folgen sind zeitgleich auch bis 19. Mai in der ZDF-Mediathek zu finden.

Regisseur Baltasar Kormákur, ein isländischer Regisseur, der in den letzen Jahren in Hollywood gearbeitet hat („Evererst“, 2015) und dessen neuer Film „Der Eid“ gerade in den deutschen Kinos läuft,  hatte die Idee und ist für diese Krimiserie in seine isländische Heimat zurückgekehrt. Und das hat sich gelohnt.

Gleich in den ersten Szenen erinnert mich der Hauptdarsteller Ólafur Darri Ólafsson an einen anderen Film, den ich vor vielen Jahren auf dem Emder Filmfestival gesehen habe. Und richtig. Ólafur Darri Ólafsson spielt in dem isländisch-norwegischen und oscarnominierten  Film „The Deep“ (2012) unter der Regie von Baltasar Kormákur (!) einen Fischer, der nach dem Kentern seines Fischerbootes im eiskalten Wasser stundenlang um sein Leben kämpft und wider jede Erwartung überlebt. Und sehr weit ist seine Figur auch in „Trapped“ nicht von dieser Haltung entfernt.

Der Chef der Dorfpolizei Andri (Ólafur Darri Ólafsson) und seine beiden Kollegen ermitteln  in einem Mordfall. Eine Leiche, oder besser eine halbe Leiche (Kopf und Gliedmaßen fehlen), wird von Fischern aus dem Meer gefischt. Gleichzeitig legt die Touristenfähre an und darf nicht wieder auslaufen, denn alle – Fahrgäste und Crew – sind verdächtig. Und tatsächlich verhalten sich weder der Kapitän noch sein erster Ingenieur besonders kooperativ.  Und auf der Fähre befindet sich ein junger Mann, Hjörtur Stefánsson, der in den letzten großen Fall im Dorf verwickelt war, bei einem Brand kam seine Freundin ums Leben, ein Verbrechen, das nach sieben Jahren immer noch nicht vergessen ist.

Andris Kollegen aus Reykjavik, die den Fall eigentlich übernehmen müssten, kommen wegen des schlechten Wetters nicht durch. Und Andri muss über sich hinauswachsen und (über-) menschliche Fähigkeiten entwickeln, um den Mord aufzuklären, er bewahrt die Ruhe und verliert bis zum Schluss seine Menschlichkeit nicht. Andris familiäre Situation ist auch nicht ohne. Er lebt mit seinen Töchtern bei seinen Schwiegereltern und seine Exfrau kommt mit ihrem neuen Partner, um die Mädchen nach Reykjavík mitzunehmen. Ähnlich stoisch wie das Wetter erträgt Andri diese beiden, die in sein Leben eindringen und es für immer verändern wollen. Als einer der Familienangehörigen des Mordes verdächtig wird, muss Andri entscheiden, wem seine Loyalität gilt.

Und dann zeigt die Serie, was man mit einem Schauplatz wie Island alles machen kann! Die Natur wird hier zum  Antagonisten, ein Schneesturm, Lawinen und ein zugeschneiter Pass sorgen dafür, dass das Dorf von der Außenwelt abgeschlossen ist. Einheimische, Touristen und mindestens ein Mörder sind eingesperrt. Jede Minute hindert das Wetter die drei Polizisten daran, ihren Job zu machen.

Natürlich geht es um die großen Themen, es geht um Menschenhandel und internationales Verbrechen, aber letztlich werfen die Morde alles auf das Dorf und seine Bewohner zurück. Die Tiefe erhält die Serie durch die Charaktere und Beziehungen im Dorf und nicht durch das internationale Verbrechen und die Globalisierung, die auch vor dem kleinen Dorf nicht halt machen.

All das ist extrem spannend und glaubwürdig erzählt. Der Regisseur, so heißt es, bereitet die zweite Staffel der Serie vor. Wir dürfen uns freuen! Unbedingte Empfehlung, aber Vorsicht: Suchtgefahr.

Trapped – Gefangen in Island. ZDF, Sonntag 22 Uhr  seit 19.2. bis 19.3. 2017 und bis 19. Mai in der ZDF-Mediathek.  https://www.zdf.de/serien/trapped-gefangen-in-island

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