Stoffentwicklung und Filmdramaturgie

Zehn Fragen an Dorothee Schmitz-Köster

(Foto: Tristan Vankann)

Dorothee Schmitz-Köster arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin und Buchautorin. Ihr neuestes Buch “ Raubkind – Von der SS nach Deutschland verschleppt“ ist soeben erschienen.  Ihre Lesung in Bremen findet am 13.  September um 18 Uhr im Wallsaal der Bremer Stadtbibliothek statt. Weitere  Informationen unter: http://www.schmitz-koester.de/

Auf welchen Wegen oder Umwegen bist du zum Schreiben gekommen?

Es waren tatsächlich Umwege. Mit meinem Germanistik- und Philosophiestudium wollte ich eigentlich Lehrerin werden. Aber es gab keine Stellen – zum Glück für mich. Außerdem bekam ich das Angebot zu promovieren, für mich die Eintrittskarte für den „freien Markt“. Ich fing an, journalistisch zu arbeiten, und als mir die Produktion von „Eintagsfliegen“ nach kurzer Zeit nicht mehr reichte, machte ich mich an Tiefenbohrungen, sprich: Große Radiostücke, das erste Buch …

An welchem Projekt arbeitest Du gerade?

Gerade ist mein zehntes (Sach-)Buch fertig geworden – jetzt stehen Lesungen, Vorträge, Interviews auf dem Programm. Außerdem arbeite ich an meinem Archiv … eine Aufgabe für die nächsten Jahre! Und eine Idee für einen kürzeren Text gibt es auch schon.

Wie sieht ein vollkommener Arbeitstag für Dich aus?

Absolute Konzentration! Ein Geistesblitz unter der Dusche. Viele Stunden am Schreibtisch – ungestört von Mails oder Telefon. Zwei, drei Bewegungs- und Frischluftpausen. Ein Abendessen, von jemand anders gekocht. Plaudern in kleiner Runde. Vom Text träumen …

Was wäre aus Dir geworden, wenn Du kein/e Autor/in geworden wärst?

Wahrscheinlich doch Lehrerin. Vielleicht Detektivin, wegen der Recherchelust. Oder Architektin, was ich mir als Kind vorgestellt habe ..

Von wem oder durch was hast Du am meisten über das Schreiben gelernt?

Durch Arbeit am Text. An der Uni ist ein Prof mit mir mein Referat durchgegangen, Wort für Wort. Seitdem schreibe ich gerade Sätze. Später beim Radio gab es einen geduldigen Redakteur, der mir das Schreiben fürs Hören an  meinen Manuskripten beibrachte. Das hat meinen Stil nachhaltig geprägt – ich lese mir meine Texte im Entstehen immer wieder selbst vor.

Das beste Buch über das Schreiben?

Ich habe keins der „Lehrbücher“ gelesen, obwohl es sicher gute gibt. Bei meinem neuen Buch – der Geschichte eines geraubten Kindes – war für mich wichtig: Per Olov Enquists „Die Ausgelieferten“. Ein dokumentarischer Roman, akribisch recherchiert, nicht unliterarisch … Diese Verbindung von Faktischem und Fiktivem würde ich auch gern hinbekommen.

Was tust Du außer Schreiben?

Kochen, Fotografieren, Walken … naja, und leben!

Dein aktuelles Lieblingsbuch?

Oh je, ich lese so viel, dass ich oft den Überblick verliere. Lieblingsbuch, Lieblingsbuch? Ist gerade nicht.

Welchen Film hast du in letzter Zeit gesehen, der dir besonders gefallen hat?  Und warum?

„Körper und Seele“ (von Ildikó Enyedi, Goldener Bär 2017) hat eine wunderbar-langsame Filmsprache, einen ungewöhnlichen Ort mit unverbrauchten Bildern (Schlachthof), winzige Szenen, die fast alles sagen … Toll!

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